Eröffnungsrede zu der Ausstellungseröffnung am 15.01.16 von Britta Samsen-Huch

Herzlich Willkommen in der Künstlergruppe arche

zu einem wegweisenden Integrationsprojekt mit Flüchtlingen und Einheimischen. Das Projekt Begegnung Heimat lädt ein, sich mit den Ausdrucksformen Stimme, Sprache, und Bewegung aber auch mit Stift und Papier auseinander zu setzen und in den künstlerischen Prozess und Dialog zu treten – gemeinsam mit anderen, die eigene Bedeutung von Heimat zu hinterfragen. Heimat ist hier der Begriff und der Ausgangspunkt der Erkundungen.

Initiatoren dieses besonderen Projekts „Begegnung-Heimat“ sind Birgitta Martin und Cornelia Hellbrügge, die sich zum Ziel gesetzt haben, den in Hameln ankommenden Menschen aus ihrer Isolation herauszuhelfen und einen gesellschaftlichen Raum für Flüchtlinge und Einheimische zu schaffen.

Des Weiteren an diesem Projekt (unersetzbar) beteiligt sind:
Frau Alsoufi, die heute Abend ihre Tochter Diana vertritt, die als Dolmetscherin fungiert ebenso sorgt Herr Joudi dafür, dass Sprachbarrieren überwunden werden.
Für die Grafik und den Blog ist Sarah Vogt zuständig und für den Film im Blog Philipp von Zitzewitz

Heimat was bedeutet das für jeden von uns?
Jeder versteht unter Heimat etwas anderes. Für die einen ist es eine Kindheitserinnerung, für andere der Geruch von Apfelstrudel oder der Lieblingsplatz im Garten. Unser Verständnis von Heimat ist sehr individuell und oft ein Gefühl.
Die einen fühlen sich so mit dem Ort verwurzelt, in dem sie aufgewachsen sind, dass sie dort am liebsten für immer bleiben möchten.
Andere verlassen ihr gewohntes Zuhause freiwillig, um in der Ferne ihr Glück zu suchen und Neues zu erleben.
Andere Menschen verlieren ihre Heimat durch Krieg, Vertreibung oder Flucht. Gerade dann kann die Erinnerung an die eigene Heimat sehr schmerzhaft sein. Eine Vorstellung von dem, was Heimat für einen ist, entsteht auch durch unser soziales Erleben – durch Prägung und Erfahrung im Umfeld der Familie, der Freunde und der Schule.
Auf die Frage „Was ist Heimat?“ lassen sich nicht nur die verschiedensten Antworten finden. Neben der Beschäftigung mit der eigenen Umgebung fordert das Nachdenken über „Heimat“ auch die Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen. Gleichzeitig ebnet die Reflektion den Weg zu einem positiven Umgang mit allem Neuen.

HEIMAT – da muss jeder tief in sich hinein schauen, so einfach ist das für keinen von uns zu beantworten und doch ist es hier nicht nur zentrales Thema dieses Projekts sondern für jeden etwas Einzigartiges, etwas Besonderes – durchaus etwas ganz und gar individuelles.

Hunderttausende Flüchtlinge haben hierzulande Schutz vor Krieg und Krisen gefunden. Die vielfältigen Probleme, mit denen die Ankommenden und ihre Helferinnen und Helfer konfrontiert sind, machen dieser Tage immer wieder Schlagzeilen. Zum Glück kümmern sich viele Initiativen mit großem Engagement um die Erstversorgung der Flüchtlinge, doch allen ist klar: Damit ist es nicht getan.

Die noch viel größere Herausforderung wartet aber auf unsere Gesellschaft, wenn es darum geht, Menschen bei uns zu integrieren. Zu diesem Zweck gibt es eine Menge Ideen und Projekte, die alle eins zum Ziel haben – Toleranz und Anerkennung.

Hierzu braucht es viel Geduld und Fingerspitzengefühl, genaues Hinschauen und ein sich berührt fühlen um die Konflikte und Umbrüche, die uns passieren verarbeiten zu können.

Gerade für Menschen aus einem anderen Kulturkreis ist die Partizipation am hiesigen kulturellen Leben ein Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe.
Die Einheimischen wiederum erfahren mehr über die in Deutschland ankommenden Menschen, die Kultur und die Situation in ihrem Heimatort.
In jedem Fall fördert es die Fähigkeit zu mehr Toleranz gegenüber Andersgläubigen und Andersdenkenden.

Gleichzeitig bietet es Raum für Formulierungen und für eigene Fragestellungen durch die Teilnehmenden, sich auf kreativer Ebene mit der eigenen Identität auseinanderzusetzen.

Gefunden haben sie auf jeden Fall Mut, Optimismus und Freude an einem sicheren Ort ihr kreatives Potential entfalten zu können.

An 4 Wochenenden im Januar treffen sich Menschen, überwiegend aus Syrien und dem Irak mit Menschen aus Hameln und Umgebung in diesen Räumen, um gemeinsam künstlerisch tätig zu sein. Den Abschluss der jeweiligen Einheit bildet, heute und jeden kommenden Freitag bis zum 5. Februar, eine öffentliche Performance.

Heimaten begegnen sich, gehen in den Dialog und wachsen zusammen zu einer konzeptionellen Präsentation.

„Der kleine Ort der Utopie füllt sich“

Das kulturelle Gedächtnis sind die Inhalte, kulturellen Bedingtheiten und Überlieferungsformen der kollektiven Erinnerung.
Damit ist nicht die subjektive Erinnerung gemeint, sondern die kulturelle Überlieferung, die aus einer jeweiligen Gruppe heraus entsteht.

Diese Inhalte stützen andere Gruppen in ihrer Definition und werden künstlerisch, medial objektiv und kulturell weitergegeben.

Erinnern wir uns unserer geistigen Fundamente , um unser Verhältnis zum Fremden, zum Anderen bewältigen zu können. Unsere allzu weichgespülte westliche Welt steht vor der vielleicht größten Herausforderung… – ihre Wortlosigkeit wieder in die Sprache hinein zu holen , um ihren Ausdruck wieder zu finden – und das ist in der Kunst möglich.

Damit das Projekt in dieser Form stattfinden kann, bedarf es Menschen und Institutionen, die sich ihrer soziokulturellen und gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sind und Stellung beziehen zu dieser Stadt und ihren Menschen.
Dafür möchte ich mich im Namen der arche sehr herzlich bedanken.

Denn hinter jedem Förderer stehen Ansprechpartner, die sich für das Projekt eingesetzt haben:

– Eugen-Reintjes-Stiftung, Herr Mau
– Sparda-Bank, Herr Zimmermann
– Kulturstiftung Nord LB, Frau Marx
– Kulturbüro Hameln, Frau Guske und Frau Grethen – Landschaftsverband, Frau Fehn

– Volvo, Frau Freitag

Spenden Sie!!!

15.1.16 Begeisterung bei der Ausstellungseröffnung und Performance

„Große Freude“, „Viel Spaß“, „Berührendes und Fröhliches“, „Was für ein Abend“, „Noch auf dem Heimweg hat mich ein Lied begleitet“, so haben Teilnehmende und Zuschauer beschrieben, wie sie den Eröffnungsabend erlebt haben. Über 100 Menschen fanden sich in der Arche zusammen um zu schauen und zu zeigen. Das am vorherigen Wochenende gezeichnete Fries erstreckte sich über die Wände der arche und wurde neugierig betrachtet. Dann hörte man von der Galerie der arche den kurdischen Gesang zweier Männer. Ein Lied über die Heimat, ein anderes über Undankbarkeit zwischen Menschen und Ländern. Die Lieder berührten. Nun präsentierten die Teilnehmenden ihre gezeichneten Gewänder mit Liedern und Gedichten, Lieder, die zum Mitsingen einluden und die schließlich in einen Tanz mündeten zu dem alle eingeladen waren. Großer Applaus belohnte die PerformerInnen. Schnell kam man ins Gespräch, die Besucher hatten viele Fragen. Und immer wieder wurde Musik gespielt, getanzt, gesungen und gefeiert, bis alle erfüllt und freudig den Heimweg fanden.