07.03.2016 Die Filmdokumentation kommt großformatig in die arche!

Die Filmdokumentation von Philipp von Zitzewitz und Alaa Ehsan des Projekts Begegnung-Heimat kommt zurück in die arche!

Unsere Arbeit passt hervorragend in die diesjährige Themenausstellung „Wendezeiten“ und so wird die Dokumentation

vom 22.4. bis 22.5.2016 permanent während der Öffnungszeiten in der arche präsentiert werden.

Alle sind eingeladen zu schauen! Eröffnung ist am Freitag, dem 22.4.2016 um 20 Uhr.  Viele TeilnehmerInnen werden anwesend und zu Gesprächen bereit sein.

Näheres unter: http://kuenstlergruppe-arche.de

 

 

Treffen am 28. Februar 2016

Unser neuer Gastgeber ist die Stadtbibliothek Hameln, sonntags verwaist ist sie mit einem Gruppenraum und vielen Ecken für Kleingruppenarbeit ein inspirierender Ort. Unsere Teilnehmerinnen Ruth und Sabine, beide beruflich in der Stadtbibliothek tätig, haben diesen Ort für die Gruppe organisiert und begrüßen uns herzlich. Rund 30 Menschen sind heute gekommen und so beginnt der Nachmittag mit einer kleinen Führung durch die Bibliothek, insbesondere zu den relevanten Ecken mit Sprachkursen arabisch – deutsch – arabisch, den Bildbänden über die arabischen Länder, den Kochbüchern und der schönen Literatur.
Auch unser Filmer, Philipp von Zitzewitz ist mit Familie gekommen. Er und Alaa haben in der letzten Woche ungemein gearbeitet und aus 5 Terrabite Filmmaterial eine 17-minütige Dokumentation geschnitten die uns nun präsentiert wird. Es ist ein berührender Film über die gemeinsame Arbeit, viele Gedanken und Beweggründe der Teilnehmenden und über Schritte in die Integration geworden. Alle freuen sich und können es kaum abwarten, selbst eine DVD in der Hand zu halten, doch zunächst müssen noch die deutschen Beiträge übersetzt und arabische Untertitel eingeblendet werden damit alle in den vollen Genuss der Inhalte kommen können.
Nun stellen Cornelia und ich unsere Ideen für die weitere kreative Arbeit der Gruppe vor. Alle gewünschten kreativen Betätigungen wie zeichnen, singen und musizieren, tanzen, Sprache lernen und üben lassen sich in einer Performance-Theater-Arbeit verwirklichen. Die Schnelligkeit, von Woche zu Woche eine neue Aufführung zu entwickeln, kann so einer intensiveren inhaltlichen Auseinandersetzung und größeren Durchdringung des Materials weichen. Unser Thema für die nächste Zeit soll „Nähe und Ferne“ sein. Und so starten wir in zwei Gruppen, die Erlebnisse und Gedanken zu „Nah“ und „Fern“ sammeln. Eine Fülle von Assoziationen tauchen auf, zum Beispiel „Nähe“: Erlebnisse von angenehmer und unangenehmer Nähe, von der Verbindung von Menschen über das Erleben von Gefahren, Fluchterlebnisse kommen zum Tragen, gemeinsame Erlebnisse wie das Fahren in überfüllten Bussen oder auch die Besonderheiten der europäischen Kultur mit ihrer Nähe zu Haustieren. Durch vertraute Handlungen kann eine Verbundenheit auch über weite Entfernungen erlebt werden.
„Ferne“ beinhaltet Heimweh und Fernweh, die Ferne als Projektion, das Unerreichbare, das Weltall, die Sterne, dann auch Einsamkeit und die Trauer über das Unerreichbare.
Eine Hausaufgabe gibt es auch: Eigene Erlebnisse zu den Themen Nähe und Ferne in der eigenen Sprache aufschreiben oder bestehende Texte finden und bei unserem nächsten Treffen in zwei Wochen mitbringen.
Froh und beschwingt über die Ausblicke und unsere weitere Zusammenarbeit beenden wir das Treffen.

07.02.2016 Weiter geht's!

Nach dem rauschenden Fest am Freitag haben wir am letzten Tag unserer Ausstellung in
der arche ein „Nachtreffen in unserer Wohnzimmerinstallation“ einberaumt, um uns über
das Erlebte während der letzten Wochen auszutauschen und vielleicht auch in die Zukunft
zu schauen, denn immer wieder war der Wunsch geäußert worden, dass es weiter gehen
müsse, in dieser nun zusammen gewachsenen Gruppe, wo es noch so viel zu sagen gibt,
die Einzelnen sich mehr und mehr trauen, das, was sie wirklich bewegt zu teilen und
auszudrücken.
Zunächst baten Cornelia und ich um Rückmeldung über das Vergangene. Es gab Kritik
über die Lautstärke, die manchmal in den Räumen herrschte und ein konzentriertes, vor
allem akkustisches Arbeiten schwer machte. Auch darüber, dass vor allem zu Anfang
häufig etwas in Kleingruppen erarbeitet worden war, die Gruppenmitglieder dann aber
nicht zur Performance auftauchten. Es wurde auch mehr Zeit zur Ausarbeitung von
Zeichnungen gewünscht und ein hochwertigeres Material. Neben diesen Schwierigkeiten,
mit denen alle zu kämpfen hatten, überschwemmte uns jedoch eine Fülle positiver
Erfahrungen, von denen ich einige hier sinngemäß wiedergeben möchte.
Viele unserer syrischen Teilnehmer haben sich im Laufe der Zeit in dem Projekt zu Hause
gefühlt. Sie merkten, dass sie sie selbst sein konnten und die Gruppe immer mehr
„Familie“ wurde. Einige warteten auf das Wochenende, wo sie wieder Spaß hatten, ohne
Angst Einheimische kennen lernen konnten, sich mit ihnen austauschen und ausdrücken
konnten.
Einige Hamelner hatten zu Anfang Bedenken, wie sie denn so viele Wochenenden für das
Projekt „opfern“ sollten, doch bald merkten sie, dass die Zusammenarbeit ihnen Kraft für
die folgende Woche gab. Das Kennenlernen der anderen Menschen mit ihrer Kultur, ihrem
Humor und ihrer Lebensfreude haben sie als sehr bereichernd empfunden. Die
Begegnung über den kulturellen Austausch in beide Richtungen und der gemeinsame
kreative Ausdruck waren sehr hilfreich um Berührungsängste zu überwinden. Die Zahlen
aus den Medien bekamen so Gesichter.
Die Arbeitsweise wurde von vielen als kreatives Chaos empfunden, aus dem immer wieder
ein roter Faden auftauchte, und trotz der kurzen Entwicklungszeit zu tollen Performances
führte.
Alle 23 Teilnehmer unserer „Abschlussrunde“ waren sich einig, dass es weiter gehen soll
mit singen, tanzen, zeichnen, Theaterszenen, kochen und essen. Cornelia und ich sehen
zuversichtlich in die Zukunft, das alles lässt sich wunderbar zu neuen Performances
verbinden. Unser nächstes Treffen wird am Sonntag, dem 28. Februar sein, wo wir
sicherlich kreativ die zukünftige Weiterarbeit entwickeln werden.

22.01.16 Hürden überwinden

Die Videoinstallation läuft! Sie ist hinreißend geworden und unsere Teilnehmenden stehen staunend und freudig davor. In Fast-Lebensgröße laufen sie an den Wänden entlang und sind doch gleichzeitig im Raum, ein Heidenspaß!

Leider müssen wir das Vergnügen unterbrechen, die vielen Einzelteile des Wokshops der letzten Woche wollen noch zu der Performance zusammengefügt werden. Wir Leiterinnen erklären den Ablauf. Der Beginn, der zum Aufhängen der Wunschtafeln führt, wurde noch nicht probiert. Alle gehen auf die Galerie um die eigene Tafel zu holen: doch es geht nicht auf: einige Teilnehmer fehlen, andere sind neu dazu gekommen und haben ganz andere Wünsche! Wir versuchen auch die Neuzugänge zu integrieren. Doch dies endet in Chaos, Unzufriedenheit und Unsicherheit, spätestens bei den Tänzen wird sich verheddert und das Geübte geht unter. Die Performer beschweren sich: nur diejenigen, die am Wochenende die Einzelteile erarbeitet haben, sollen mitmachen! Die Leitung lernt und die Neuzugänge werden zu Zuschauern. Leider war diese Vorbereitung ganz schön aufreibend, doch nachdem alle durchgeatmet haben gelingt die Performance:

Ein stampfender, rhythmischer Einzug, das Tragen der Wunschtafeln durch den Raum und plazieren an der Wand, menschliche Standbilder für Frieden, Lernen, Frauenrechte, Hürden überwinden und Gleichheit, dann die Tänze: mittelalterlich, syrisch, kurdisch, ein Kindertanz und ein langsamer Walzer. Am Ende begeisterter  Applaus.

Performer und Gäste mischen sich, fragen, tauschen sich aus, während die Videoinstallation läuft. Um diese in Ruhe anzuschauen muss man allerdings wiederkommen, denn die arche ist voller Menschen und so ist die Sicht auf die Projektionen verstellt. Doch es gibt ja noch die Öffnungszeiten.

Videoinstallation: Begegnung – Heimat

Idee und Konzept: Cornelia Hellbrügge, Birgitta Martin
Kamera und Schnitt: Philipp von Zitzewitz

Ausführende und Entwickler der Einzelelemente: alle Teilnehmenden

16.1.16 Wünsche und Tänze

Erfüllt und noch etwas erschöpft vom Vorabend begann die zweite Workshopphase, doch im Tanzen wurden alle wieder munter. Tänze aus dem arabischen Raum waren schnell gefunden – und schließlich auch von den Hamelner Beinen gelernt. Deutsche Tänze waren schwieriger ausfindig zu machen, doch schließlich entwickelte sich ein kleines Repertoire.

Anschließend haben wir Wünsche gesammelt, was wünsche ich für die nächste Zukunft? „Frieden, Glück, Gesundheit, Liebe, Gleichheit, dass die Familie und Freunde wieder zusammen kommen können, Hürden überwinden, Freunde finden, lernen und teilen“ waren bald an die Wand geheftet. Diese Wünsche laut und vernehmlich zu sprechen und so in die Welt zu geben war ein nächster Schritt.

Mit einem gemeinsamen Tanz wurde der Nachmittag beschlossen, mit Vorfreude auf den nächsten Tag.

 

Eröffnungsrede zu der Ausstellungseröffnung am 15.01.16 von Britta Samsen-Huch

Herzlich Willkommen in der Künstlergruppe arche

zu einem wegweisenden Integrationsprojekt mit Flüchtlingen und Einheimischen. Das Projekt Begegnung Heimat lädt ein, sich mit den Ausdrucksformen Stimme, Sprache, und Bewegung aber auch mit Stift und Papier auseinander zu setzen und in den künstlerischen Prozess und Dialog zu treten – gemeinsam mit anderen, die eigene Bedeutung von Heimat zu hinterfragen. Heimat ist hier der Begriff und der Ausgangspunkt der Erkundungen.

Initiatoren dieses besonderen Projekts „Begegnung-Heimat“ sind Birgitta Martin und Cornelia Hellbrügge, die sich zum Ziel gesetzt haben, den in Hameln ankommenden Menschen aus ihrer Isolation herauszuhelfen und einen gesellschaftlichen Raum für Flüchtlinge und Einheimische zu schaffen.

Des Weiteren an diesem Projekt (unersetzbar) beteiligt sind:
Frau Alsoufi, die heute Abend ihre Tochter Diana vertritt, die als Dolmetscherin fungiert ebenso sorgt Herr Joudi dafür, dass Sprachbarrieren überwunden werden.
Für die Grafik und den Blog ist Sarah Vogt zuständig und für den Film im Blog Philipp von Zitzewitz

Heimat was bedeutet das für jeden von uns?
Jeder versteht unter Heimat etwas anderes. Für die einen ist es eine Kindheitserinnerung, für andere der Geruch von Apfelstrudel oder der Lieblingsplatz im Garten. Unser Verständnis von Heimat ist sehr individuell und oft ein Gefühl.
Die einen fühlen sich so mit dem Ort verwurzelt, in dem sie aufgewachsen sind, dass sie dort am liebsten für immer bleiben möchten.
Andere verlassen ihr gewohntes Zuhause freiwillig, um in der Ferne ihr Glück zu suchen und Neues zu erleben.
Andere Menschen verlieren ihre Heimat durch Krieg, Vertreibung oder Flucht. Gerade dann kann die Erinnerung an die eigene Heimat sehr schmerzhaft sein. Eine Vorstellung von dem, was Heimat für einen ist, entsteht auch durch unser soziales Erleben – durch Prägung und Erfahrung im Umfeld der Familie, der Freunde und der Schule.
Auf die Frage „Was ist Heimat?“ lassen sich nicht nur die verschiedensten Antworten finden. Neben der Beschäftigung mit der eigenen Umgebung fordert das Nachdenken über „Heimat“ auch die Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen. Gleichzeitig ebnet die Reflektion den Weg zu einem positiven Umgang mit allem Neuen.

HEIMAT – da muss jeder tief in sich hinein schauen, so einfach ist das für keinen von uns zu beantworten und doch ist es hier nicht nur zentrales Thema dieses Projekts sondern für jeden etwas Einzigartiges, etwas Besonderes – durchaus etwas ganz und gar individuelles.

Hunderttausende Flüchtlinge haben hierzulande Schutz vor Krieg und Krisen gefunden. Die vielfältigen Probleme, mit denen die Ankommenden und ihre Helferinnen und Helfer konfrontiert sind, machen dieser Tage immer wieder Schlagzeilen. Zum Glück kümmern sich viele Initiativen mit großem Engagement um die Erstversorgung der Flüchtlinge, doch allen ist klar: Damit ist es nicht getan.

Die noch viel größere Herausforderung wartet aber auf unsere Gesellschaft, wenn es darum geht, Menschen bei uns zu integrieren. Zu diesem Zweck gibt es eine Menge Ideen und Projekte, die alle eins zum Ziel haben – Toleranz und Anerkennung.

Hierzu braucht es viel Geduld und Fingerspitzengefühl, genaues Hinschauen und ein sich berührt fühlen um die Konflikte und Umbrüche, die uns passieren verarbeiten zu können.

Gerade für Menschen aus einem anderen Kulturkreis ist die Partizipation am hiesigen kulturellen Leben ein Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe.
Die Einheimischen wiederum erfahren mehr über die in Deutschland ankommenden Menschen, die Kultur und die Situation in ihrem Heimatort.
In jedem Fall fördert es die Fähigkeit zu mehr Toleranz gegenüber Andersgläubigen und Andersdenkenden.

Gleichzeitig bietet es Raum für Formulierungen und für eigene Fragestellungen durch die Teilnehmenden, sich auf kreativer Ebene mit der eigenen Identität auseinanderzusetzen.

Gefunden haben sie auf jeden Fall Mut, Optimismus und Freude an einem sicheren Ort ihr kreatives Potential entfalten zu können.

An 4 Wochenenden im Januar treffen sich Menschen, überwiegend aus Syrien und dem Irak mit Menschen aus Hameln und Umgebung in diesen Räumen, um gemeinsam künstlerisch tätig zu sein. Den Abschluss der jeweiligen Einheit bildet, heute und jeden kommenden Freitag bis zum 5. Februar, eine öffentliche Performance.

Heimaten begegnen sich, gehen in den Dialog und wachsen zusammen zu einer konzeptionellen Präsentation.

„Der kleine Ort der Utopie füllt sich“

Das kulturelle Gedächtnis sind die Inhalte, kulturellen Bedingtheiten und Überlieferungsformen der kollektiven Erinnerung.
Damit ist nicht die subjektive Erinnerung gemeint, sondern die kulturelle Überlieferung, die aus einer jeweiligen Gruppe heraus entsteht.

Diese Inhalte stützen andere Gruppen in ihrer Definition und werden künstlerisch, medial objektiv und kulturell weitergegeben.

Erinnern wir uns unserer geistigen Fundamente , um unser Verhältnis zum Fremden, zum Anderen bewältigen zu können. Unsere allzu weichgespülte westliche Welt steht vor der vielleicht größten Herausforderung… – ihre Wortlosigkeit wieder in die Sprache hinein zu holen , um ihren Ausdruck wieder zu finden – und das ist in der Kunst möglich.

Damit das Projekt in dieser Form stattfinden kann, bedarf es Menschen und Institutionen, die sich ihrer soziokulturellen und gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sind und Stellung beziehen zu dieser Stadt und ihren Menschen.
Dafür möchte ich mich im Namen der arche sehr herzlich bedanken.

Denn hinter jedem Förderer stehen Ansprechpartner, die sich für das Projekt eingesetzt haben:

– Eugen-Reintjes-Stiftung, Herr Mau
– Sparda-Bank, Herr Zimmermann
– Kulturstiftung Nord LB, Frau Marx
– Kulturbüro Hameln, Frau Guske und Frau Grethen – Landschaftsverband, Frau Fehn

– Volvo, Frau Freitag

Spenden Sie!!!

15.1.16 Begeisterung bei der Ausstellungseröffnung und Performance

„Große Freude“, „Viel Spaß“, „Berührendes und Fröhliches“, „Was für ein Abend“, „Noch auf dem Heimweg hat mich ein Lied begleitet“, so haben Teilnehmende und Zuschauer beschrieben, wie sie den Eröffnungsabend erlebt haben. Über 100 Menschen fanden sich in der Arche zusammen um zu schauen und zu zeigen. Das am vorherigen Wochenende gezeichnete Fries erstreckte sich über die Wände der arche und wurde neugierig betrachtet. Dann hörte man von der Galerie der arche den kurdischen Gesang zweier Männer. Ein Lied über die Heimat, ein anderes über Undankbarkeit zwischen Menschen und Ländern. Die Lieder berührten. Nun präsentierten die Teilnehmenden ihre gezeichneten Gewänder mit Liedern und Gedichten, Lieder, die zum Mitsingen einluden und die schließlich in einen Tanz mündeten zu dem alle eingeladen waren. Großer Applaus belohnte die PerformerInnen. Schnell kam man ins Gespräch, die Besucher hatten viele Fragen. Und immer wieder wurde Musik gespielt, getanzt, gesungen und gefeiert, bis alle erfüllt und freudig den Heimweg fanden.